Unpredictable - Kapitel 5

Nachdem wir nacheinander zu Luke, Michael und Calum gefahren waren, um ihre Sachen abzuholen, fuhren wir schließlich zu Ashton – und somit auch zu mir - nach Hause. Die Jungs warfen ihre Sachen achtlos in irgendeine Ecke und es lief alles, als wäre es abgesprochen: Calum und Luke funktionierten die Coach zu einem Schlafsofa um, während Michael Filme hervor kramte und Ashton den Pizzaservice kontaktierte. „Jungs? Einmal wie immer?“, rief Ash aus der Küche. „Na logisch“, antwortete ihm Mike. „Und was willst du, (D/N)?“, fragte mich Ashton, als ich die Küche betrat. „Ich habe um ehrlich zu sein gar nicht so einen großen Hunger“, erwiderte ich. „Ach, ich bestelle einfach eine Salamipizza mehr“, lächelte er freundlich. Ich schnappte mir noch ein Glas Wasser und verschwand wieder im Wohnzimmer, welches bereits vollkommen bereit für unseren Filmabend war. Schnell nippte ich noch ein letztes Mal an meinem Glas, bevor ich es auf den Tisch stellte und es mir auf dem Sofa, auf dem bereits Cal, Michael und Luke saßen, gemütlich machte.

„Jetzt liegt es an dir: Wollen wir zuerst diesen Film oder den hier sehen?“, Mike hielt mir nach einander zwei Filme vor die Nase. „Ist mir eigentlich egal“, antwortete ich, da ich sowohl den einen, als auch den anderen Film nicht kannte. „Das darf dir aber nicht egal sein, denn Calum und Ashton sind für den Film, Luke und ich für diesen hier und du musst jetzt eine Entscheidung treffen.“ „Na schön, halte beide hinter den Rücken, vertausche ein paar Mal die Seiten und ich sage dann rechts oder links“, das war für mich die einzigst faire Lösung. Michael gehorchte mir aufs Wort und kurzerhand entschied ich mich für die linke Seite. Das war der Film, den Calum und Ashton so toll fanden – wieso auch immer, denn ich war noch nie begeistert von Horrorfilmen, in denen irgendjemand ermordet wird und dessen Geist seinen Mörder rächen will. Doch ich wollte einfach nicht die Spielverderberin sein und vielleicht gefiel mir der Film ja sogar.
Kurze Zeit später klingelte es auch schon an der Haustür und Ash nahm die Pizza in Empfang, auf welche sich sofort alle stürzten. Danach legte Mike noch die DVD ein und der Filmabend konnte beginnen. Innerhalb weniger Minuten lief auch schon der erste Halbtote durch das Bild, weshalb ich ein wenig zusammenzuckte. Calum hatte es natürlich bemerkt, da er direkt neben mir saß. Er lächelte mich belustigend an. Ich schlug ihm leicht gegen den Arm und konzentrierte mich dann wieder weiter auf den Film. Doch auch in den folgenden Szenen musste ich des öfteren wegschauen, weil blutüberströmte Leute einfach nicht so mein Fall waren.
Irgendwie kam es im Laufe des Filmes so, dass Calum und ich ein bisschen aneinander rückten. Okay, vielleicht war 'ein bisschen' untertrieben. Er hatte nun seinen Arm um mich gelegt, aber mich störte seine Nähe auch keineswegs. Im Gegenteil, ich genoss es vielleicht sogar etwas. Aber nicht in dem Sinne, dass ich mich sofort Hals über Kopf in ihn verliebt hatte. Nein, wir könnten einfach nur total gute Freunde werden.
Als gerade ein Zombie dabei war, einen Schrank in einem dunklen Raum zu öffnen, erschrak ich wegen einem mir nur allzu bekannten Geräusch. „Oh... ähm... ich glaub das ist mein Handy“, sagte ich und begab mich auf den Weg in mein Zimmer, um nachzusehen, wer mich anrief. Das war echtes Glück, denn noch länger hätte ich diesen Horrorfilm echt nicht ausgehalten. Womöglich wäre ich vor Angst sogar noch gestorben.
Als ich in meinem Zimmer angelangt war, warf ich einen Blick auf mein Telefon. Der Anrufer hatte schon wieder aufgelegt, weil ich einfach zu langsam war. Es stellte sich heraus, dass es meine Mutter war und ich beschloss sie zurück zu rufen. „Hey, na Süße, wie geht es dir?“, ertönte es am anderen Ende der Leitung. „Hey, sehr gut. Bei mir ist alles in bester Ordnung und bei euch? Vermisst ihr mich schon?“, fragte ich lächelnd. Und so ging das eine ganze Weile: Ich erzählte ihr von meinem Leben hier in Sydney und sie mir von ihrem in Deutschland. Bis wir dann schlussendlich bemerkten, dass wir schon ziemlich lange telefoniert hatten und deshalb auflegten. Das klingt jetzt vielleicht irgendwie komisch und gemein, aber an diesem ersten Tag hatte ich meine Familie überhaupt nicht vermisst. Schließlich blieb mir gar keine Zeit darüber nachzudenken, was in Deutschland gerade alles passierte, weil ich einfach total viel Spaß mit den Jungs hatte.
Ich wollte gerade wieder zu den vier Chaoten gehen, als mir meine Keyboardtasche ins Auge fiel. Wahrscheinlich war dieser schreckliche Horrorfilm sowieso noch nicht vorbei und deshalb konnte ich mir ja auch noch Zeit lassen und mich an die Arbeit machen, mein Keyboard aufzubauen. Also holte ich ein Gestell aus der Tasche, auf dem ich mein Keyboard platzierte. Mir kribbelte es bereits beim bloßen Anblick in den Fingerspitzen. Ich war gerade voller Tatendrang endlich mal wieder Keyboard zuspielen, denn das hatte ich schon eine ganze Weile nicht mehr getan. Also setzte ich mich vor das Musikinstrument, steckte den Stecker in die Steckdose, schaltete es an und drehte den Laustärkeregler auf 'minimal', da die Jungs mein Geklimper möglichst nicht mitbekommen sollten. Ich war wie immer voll in meinem Element und begann auch sofort die ersten Zeilen leise mitzusingen.

Lights out,
I still hear the rain,
These images that fill my head,
Now keep my fingers from making mistakes,
Tell my voice what it takes,
To speak up,
Speak up,
and keep my conscience clean when I wake.

Don't make this easy,
I want you to mean it,
Jasey. Say you'll mean it.
You're dressed to kill,
I'm calling you out, Don't waste your time on me

Now there's an aching in my back;
a stabbing pain that says I lack,
the common sense and confidence,
to bring an end to promises,
that I make in times of desperate conversation,
hoping my night could be better than theirs in the end.
Just say when.

„Wow, du magst 'All Time Low'?! Toller Musikgeschmack“, sagte plötzlich jemand und ich erschrak. Da stand er also. Direkt im Türrahmen. Wie lange hatte er da schon gestanden und mich beobachtet? Ich hoffte inständig, dass es nicht allzu lange gewesen war...