Sonntag, 15. März 2015

Long Way Home - Chapter 35

Song zu diesem Kapitel: Ed Sheeran - I'm A Mess

Calum

Mitten in der Nacht fing plötzlich mein Handy an zu klingeln. Ich wäre am liebsten gar nicht erst rangegangen, konnte jedoch den Gedanken, dass irgendetwas Schlimmes passiert sein könnte, nicht verdrängen. Murrend griff ich nach meinem Handy, welches auf dem kleinen Nachttisch lag und blickte auf das Display. Zuerst konnte ich nichts erkennen, da ich von dem grellen Licht geblendet wurde und ich somit meine Augen zusammenkniff, doch nach einigen Sekunden erkannte ich dann schließlich den Namen: 'Cait'. Sofort saß ich kerzengerade im Bett und sah irritiert auf das Smartphone in meiner Hand. Rief sie mich gerade wirklich an oder war das ein Scherz? Ich hatte keine Zeit darüber nachzudenken, ansonsten würde sie wohl möglich noch auflegen, weshalb ich den Anruf zögerlich entgegennahm. Ich hatte verdammt Angst vor dem, was als nächstes passieren würde. Die ganzen letzten zwei Wochen hatte ich an nichts anderes als an sie gedacht. Ich war froh, dass sie anrief, das stand außer Frage, aber wieso sollte sie das tun?

„Hallo?“, fragte ich in den Hörer. „Hallöchen“, antwortete sie kichernd. „Ähm... Cait?“, hakte ich verwirrt nach, da ich mir nicht sicher war, ob diese Stimme wirklich zu ihr gehörte. „Nein, hier spricht Obama“, lachte sie weiter. Im Hintergrund war laute Musik und einige andere Stimmen, die ich allerdings keinem zuordnen konnte, zu hören. „Na klar bin ich es du Dummerchen“, fuhr sie lallend fort. „Cait, hast du getrunken?“, fragte ich besorgt, da sie so etwas niemals im nüchternen Zustand gesagt hätte. „Neeeeeiiiiiin, ich habe dich einfach nur so waaaahhhnsinnig vermisst mein Schnuggi.“ Okay, jetzt hatte ich keinen Zweifel mehr: Sie war eindeutig betrunken. „Cait, wo bist du?“ Ich musste sie da unbedingt rausholen, bevor sie noch irgendetwas Unüberlegtes tat, was sie später bereuen würde. Sie nannte mir nach einer kurzen Diskussion die Adresse und fügte dann ein „Aber pssshhht, erzähl das niemandem“ hinzu.

*

So schnell es ging hatte ich mich angezogen und auf den Weg zu der genannten Adresse gemacht. Schon von Weitem konnte ich die laute Musik hören und augenblicklich machte ich mir nur noch mehr Sorgen. Hoffentlich war ihr in der Zeit nichts zugestoßen. Wenn irgendjemand ihren Zustand ausgenutzt und sich an ihr vergangen haben sollte, konnte ich wirklich für nichts mehr garantieren. Ich war zwar nervös, schließlich sahen wir uns jetzt das erste Mal seit den ganzen vergangenen Ereignissen wieder, aber die Sorge um sie war jetzt einfach größer.

Als ich schließlich vor dem Haus stand, kamen mir schon sturzbetrunkene Teenager entgegen und überall waren irgendwelche Pärchen, die mit einander rummachten. Die Tür stand bereits offen, weshalb ich schnurstracks in das Gebäude ging. Der Boden war von Müll übersät und es waren wirklich viele Leute anwesend, deshalb konnte ich Cait nicht gleich ausfindig machen. Ich blickte mich ein paar Minuten lang um, um mir einen Überblick zu verschaffen, ehe ich sie in der Menge plötzlich erblickte. Sie befand sich auf der Tanzfläche, war ziemlich am schwanken und sah total fertig aus. Schnellen Schrittes ging ich auf sie zu und packte sie sanft am Oberarm, um sie zu stützen. „Cait, da bist du ja. Geht es dir gut?“ Ich war mehr als erleichtert sie endlich gefunden zu haben. Sie war zwar sichtlich betrunken, jedoch immer noch wunderschön. Sie war immer wunderschön. „Uhh isch kenn disch zwar nisch, aber jetzt wo ich in so einer hüüüübschen Gesellschaft bin, geht' s mir mehr als gut“, lallte sie und tippte mit ihrem Zeigefinger auf meinem Oberkörper herum. War das gerade ihr Ernst? Erkannte sie mich wirklich nicht? „Wir sollten jetzt gehen“, meinte ich und wollte sie gerade aus dem Haus begleiten, als sie plötzlich zusammenklappte. „Cait, alles in Ordnung?“, fragte ich sie alarmiert und kniete mich neben sie auf dem Boden. „Isch will schlafen“, lallte sie wieder. „Aber doch nicht hier“, sagte ich und fühlte mich dabei wie ihr Kindergärtner. Da sie unfähig war zu laufen, legte ich meine Arme behutsam unter ihren zierlichen Körper und hob sie dann hoch, woraufhin sie sich sofort an meine Brust kuschelte. Wäre sie nicht betrunken und eigentlich sauer auf mich, würden sich unglaubliche Glückshormone in meinem Körper breit machen. Da ich aber wusste, dass sie immer noch unheimlich verletzt war, breitete sich nur wieder ein schlechtes Gewissen in mir aus.
Ich wollte mich gerade aus dem Haus begeben, als sich mir plötzlich eine Person in den Weg stellte. „Wo willst du mit ihr hin?“, fragte diese bedrohlich und verschränkte die Arme vor der Brust. Was dachte er eigentlich wer er ist? Na gut, das Ganze konnte jetzt vielleicht auch so aussehen, als wolle ich Cait entführen, da mich hier ja keiner kannte, aber trotzdem sollte sich dieser Typ nicht so aufspielen. „Ich bin ein Freund von ihr. Sie ist stockbesoffen und ich bring sie nach Hause“, erwiderte ich genervt. Ich hatte jetzt wirklich keine Lust noch irgendwelche sinnlosen Diskussionen zu führen. „Du gehst nirgendwo mit ihr hin.“ „Ben, lass ihn“, mischte sich nun Cait ein. Der Blick des Jungens vor mir richtete sich kurz auf sie, ehe er zur Seite trat. „Sehr aufmerksam“, meinte ich mit einem ironischen Unterton und trat hinaus an die frische Luft.

Ich lief einfach nur die Straße entlang, um wenigstens erstmal etwas Abstand von der Party zu bekommen. „Und was machen wir zwei Hübschen jetzt noch so?“, kicherte sie und malte irgendwelche Muster auf meine Brust. „Ich bring dich jetzt ins Internat“, antwortete ich. „Nein, das geht nisch. Erstens habe isch meinen Schlüssel vergessen und Sophia ist nisch da und zweitens ist der Abend doch noch jung, lass uns weiter feiern gehen. In irgendeinen Club oder so“, schlug sie vor. „Ich dachte du bist müde“, entgegnete ich. „Jetzt nisch mehr“, sagte sie bestimmt. Ich hatte wohl keine andere Wahl, ich musste sie zu uns ins Hotel nehmen. Nicht, dass ich das nicht wollte. Himmel Herr Gott, ich wollte mehr als alles andere in der Welt wieder neben ihr aufwachen, aber morgen früh würde sie bestimmt nicht gerade erfreut sein, dass sie in meinem Zimmer aufwacht. Nachher würde sie noch denken, ich hätte sie entführt. Aber was sollte ich denn anderes machen? „Willst du mir eigentlich deinen Namen verraten?“, hauchte sie verführerisch und riss mich somit aus den Gedanken. Doch bevor ich etwas antworten konnte kicherte sie: „Nein, sag nischts! Isch finde es viiiiiieeeel besser, wenn isch disch 'Mister Unbekannt' nenne.“ Na das konnte ja was werden. In so einem Zustand hatte ich sie noch nie gesehen. Sie war doch eigentlich nicht der Typ Mensch, der sich jedes Wochenende volllaufen ließ. Was war nur passiert?

*

Vorsichtig legte ich Cait auf mein Bett und zog ihr ihre Schuhe aus. Behutsam deckte ich sie zu und wollte mich gerade auf die Coach legen, als sie mich an meinem Handgelenk festhielt. „Nein, bleib hier“, murmelte sie und zog mich zu sich. „Bist du dir sicher? Ich glaub, ich sollte lieber...“ „Leg dich einfach hin“, befahl sie mir. Ich war mir nicht sicher, ob das Ganze hier richtig war, da ich die Situation schließlich nicht ausnutzen wollte, doch wenn sie darauf bestand, half es nicht mit ihr zu diskutieren und wenn ich ehrlich war, war es auch genau das, was ich wollte. Ich krabbelte mit etwas Abstand ebenfalls ins Bett und starrte an die Decke, da ich jetzt kein Auge zu bekommen würde. „Weißt du was?“, fragte Cait schließlich, doch ließ mir gar keine Möglichkeit ihr zu antworten, da sie einfach weitersprach: „Da gibt es so einen Typen. Vielleischt kennst du ihn ja. Er heißt Calum und ist eigentlich ein totaaaaal mieser Kerl, weil er misch betrogen hat, aber weißt du was das Schlimmste ist?“ Doch wieder ließ sie mich nicht antworten. „Isch kann ihn einfach nisch hassen. So sehr isch' s auch versuche, isch kann nisch. Isch kann noch nisch mal seinen Pullover oder sein Armband, was er mir geschenkt hat, wegwerfen. Es geht einfach nisch“, lallte sie verzweifelt. „Dieser Calum ist ein totales Arschloch“, meinte ich wahrheitsgemäß, da ich wirklich so über mich dachte. Dass sie immer noch meine Sachen besaß, versetzte mir einen Stich ins Herz, denn erst jetzt wurde mir bewusst, dass sie wegen mir so viel getrunken hatte. Ich war der Auslöser und diese Tatsache machte mich innerlich total fertig. Ich hatte mir vorgenommen sie immer nur glücklich zu machen und jetzt war ich der Grund dafür, dass ihr Leben aus dem Ruder geriet. Jeden Tag aufs neue bereute ich meinen Fehler, doch ich wusste, dass ich es nie wieder gut machen konnte. Ich hatte sie einfach zu sehr verletzt, doch ich würde alles für eine zweite Chance geben, auch wenn ich sie eigentlich gar nicht verdient hatte. Cait war einfach mein Leben. Ohne sie erschien mir die ganze Welt so sinnlos. Ohne sie erschien mir jede Sekunde so qualvoll. Und ohne sie erschien mein Leben nur trostlos und grau, doch das geschah mir auch recht so. Die letzten Tage waren die Schrecklichsten überhaupt gewesen. Es war als hätte ich einen fürchterlichen Entzug durchlebt. Ich hatte das Wichtigste in meinem Leben verloren und hockte nur noch in meinem Zimmer herum, wenn wir nicht gerade einen Auftritt hatten. Ich brauchte sie einfach an meiner Seite, doch ich hatte es gründlich versaut und war selbst daran schuld.

Ich drehte mich auf die Seite, um Cait angucken zu können. Ich nahm nur noch ihre regelmäßigen Atemzüge wahr, die mir verrieten, dass sie eingeschlafen sein musste. „Es tut mir so unheimlich Leid. Ich wollte das alles doch gar nicht“, flüsterte ich, strich ihr zögerlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht und betrachtete sie innig. Sie war so unglaublich hübsch. Ihr Anblick verschlug mir immer wieder aufs neue den Atem. Ich hatte sie in den letzten Tagen so furchtbar vermisst und jetzt hätte ich sie am liebsten in den Arm genommen und nie wieder losgelassen, aber das ging leider nicht. Ich tat ihr einfach nicht gut. Ich bereute das alles so sehr und hasste mich dafür selbst. Obwohl sie gesagt hatte, dass sie mich nicht hasste, wobei das auch nur an ihrem betrunkenen Zustand gelegen haben könnte, war meine größte Angst, dass sie mir nie wieder verzeihen könnte, was auch mehr als verständlich war. Doch egal wie ihre Entscheidung auch ausfallen sollte, ich liebte Cait so wie ich zuvor noch nie einen Menschen geliebt hatte und daran würde sich auch rein gar nichts ändern.

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Hallo, meine Freunde der Sonne oder auch des Mondes, je nach dem, ob ihr mehr den Tag oder die Nacht mögt! :D
Okay, ich glaube, ich leide an Schlafmangel, aber who cares?! ^^
Auf jeden Fall ist das hier das neue Kapitel (unschwer zu erkennen).
Was sagt ihr zu Calums Sicht der Dinge? 
Hat er noch eine zweite Chance verdient?
Könnt ihr ihn in einigen Sachen nachvollziehen und wenn ja, in welchen?
Was glaubt ihr, wie sich Cait entscheiden wird?
Habt ihr vielleicht auch irgendwelche Fragen an mich?
Nur noch zwei Wochen und dann sind Osterferien! Wuhu! :)
Ich wünsche euch noch einen wunderschönen Sonntag und bis zum nächsten Kapitel!
Lg. Janina♥
 

2 Kommentare:

  1. Echt ein super Kapitel mal wieder :D
    Also ich finde Calums Sicht wirklich ziemlich interessant...er ist einfach so süß und hat meiner Meinung nach eine 2. Chance verdient ^^
    Und ich denke dass Cait am morgen darauf erstmal einen ziemlichen Schreck kriegt wenn sie neben Calum aufwacht xd

    liebe grüße, Kati

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  2. Ich kann alles super nachvollziehen und ich denke, dass Cait einen ziemlichen Schreck kriegt wenn sie aufwacht. Dieses Kapitel fand ich unglaublich schön. Ich hab sogar Tränen in die Augen bekommen weil es schön war (Auch wenn es kein schöner Moment war).
    Hoffe es gibt ein Happy End:-)

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