Wherever You Are - Kapitel 4

Amy

„Ähm... ja“, ich räusperte mich, um Chloe aus ihrer Starre zu befreien. Scheinbar erfolglos, denn sie sah Luke immer noch gebannt an. Nach und nach bemerkten auch die andern, dass Chloe wohl nicht mehr ganz bei sich war. Ich sah zu Luke, der Chloe ebenso anstarrte. Das ganze war schon fast etwas unheimlich. Michael, Ashton und Calum schenkten mir einen verwirrten Gesichtsausdruck, doch ich wusste genauso wenig wie sie.

Die Mädchenmasse wurde immer unruhiger, denn jetzt haben wir uns nicht nur vorgedrängelt, nein, wir hielten auch noch die vier Jungs davon ab, mit ihnen Fotos zu machen.

„Hey! Könnt ihr euch da vorne nicht mal beeilen?! Ich will auch noch ein Foto!“ „Ich auch!“ Von hinten dröhnten wütende Stimmen und ein Schubser von einem Mädchen, befreite Chloe endlich aus ihrer Starre. Von der Meute wurden wir dann schließlich verdrängt und Chloe und ich standen wieder ganz hinten in der Schlange.

„Na toll“, gab ich genervt von mir: „Jetzt müssen wir uns nochmal durch diese Masse kämpfen. Komm schon!“ Ich zog Chloe am Arm, doch sie blieb wie angewurzelt stehen. „Nein, lass uns hier bleiben“, sagte sie. „Was? Wieso? Ich will aber noch ein Foto mit den Jungs.“ „Das machen wir ja auch noch, aber lass uns erst einmal abwarten. Irgendwann müssen die Mädchen ja verschwinden“, beruhigte sie mich. „Okay“, seufzte ich.

Nach circa zehn Minuten fragte ich sie: „Was war da vorhin eigentlich los?“ „Vorhin? Was soll denn gewesen sein?“, stellte mir Chloe verwirrt und gleichzeitig etwas peinlich berührt als Gegenfrage. „Ach komm schon... Tu doch nicht so! Du konntest deine Augen ja gar nicht von diesem Luke lassen“, ich begann zu schmunzeln: „Läuft da irgendetwas wovon ich was wissen müsste?“ „Was? Nein! Das ist doch vollkommener Blödsinn!“, antwortete sie etwas aufgebracht. „Komm mal wieder runter. War doch nur ein Scherz“, entgegnete ich. Doch das stimmte eigentlich nicht, da ich wirklich die Vermutung hatte, dass zwischen ihr und Luke was am Laufen war. Das gab mir die endgültige Bestätigung, dass Chloe nichts von Calum wollte – zum Glück.

Ach ja... Calum. Das ist echt ein unglaublich schöner Name und sein Läch... Stopp! Nicht schon wieder!, versuchte ich meine Gedanken unter Kontrolle zu halten. Ich musste einfach versuchen nicht mehr an ihn zu denken. Ich kannte ihn noch nicht einmal richtig. Was war nur los mit mir?

Während wir warteten, dass diese Mädchenschar endlich verschwand, sahen Calum, Luke, Michael und Ashton immer wieder zu uns rüber und tuschelten miteinander. Anscheinend konnten sie uns ebenso wenig vergessen wie wir sie.

Nach einer geschlagenen Stunde waren dann schließlich auch die letzten Mädchen verschwunden – das wurde aber auch langsam Zeit. Endlich waren wir an der Reihe.

„Da seid ihr ja wieder“, meinte Ashton grinsend, während wir zu ihnen rüber liefen. „Uns wird man nicht so schnell los“, entgegnete ich. „Ein Glück“, sagte Luke etwas schüchtern und lächelte Chloe dabei leicht an, welche ebenfalls zurück lächelte. Ich glaubte aber, dass nur ich das gesehen hatte und schmunzelte.

„Wollen wir ein Foto machen?“, fragte Michael. „Ich will ein Foto mit Calum“, oh nein, wieso habe ich das nur gesagt? Ich habe es mir zwar gedacht, aber musste ich es gleich aussprechen? Alle fingen an zu lachen, nur ich sah mit einem knallroten Gesicht auf den Boden. Auch Calum lachte nicht, er lächelte höchstens. Ich glaube, dass er genau wusste, dass mir das ganze sehr unangenehm war und er deshalb nicht mitgelacht hatte. Vielleicht war es ihm aber auch selber peinlich. Ich meine da stand ein kleines, hässliches und dazu noch vollkommen überdrehtes Mädchen vor ihm und wollte nur mit ihm alleine ein Foto. Vielleicht machte ich mir aber auch viel zu viele Gedanken und täglich würden zehntausend Mädchen genau dasselbe sagen.

Super gemacht Amy! Jetzt denken die anderen, dass du so ein verrücktes Fangirl bist, dachte ich mir, aber für peinliche Situationen war ich ja schließlich bekannt – leider.

„Das war nur ein Witz von ihr. Wir wollen natürlich mit euch allen ein Foto“, versuchte Chloe mich aus dieser schrecklichen Situation zu befreien. Sie kannte mich gut genug, um zu wissen, dass das gerade alles andere als lustig für mich war.

Wir stellten uns alle auf: Michael rechts hinten, Ashton daneben, vorne rechts Luke, in der Mitte Chloe, ich neben ihr und neben mir stand natürlich Calum. Kann es denn eigentlich noch schlimmer kommen? Neben dem Jungen, vor dem ich mich gerade am meisten blamiert hatte und vor dem es mir am meisten peinlich war, musste ich jetzt stehen? Na super!

Chloe zückte ihr Handy und aktivierte die Innenkamera. „Alle lächeln!“, rief Michael.

Doch bevor das Foto geschossen werden konnte, flüsterte mir Calum ins Ohr: „Ach und übrigens: Ich hätte auch gerne ein Foto mit dir alleine.“

Ich glaube, dass dieses Foto das Schönste in meinem ganzen Leben war, denn ich lächelte so stark, wie schon lange nicht mehr. Dieses Lächeln wollte auch für den restlichen Tag nicht mehr aus meinem Gesicht verschwinden...